Post Roli und Bächler Rene überfliegen von First aus via Strahlegghorn und Lauteraarhorn das Schreckhorn. Blätz und Joey treffen sie erst über dem Gipfel. Die beiden haben auf der Nordseite aufgedreht.
Funkverkehr: Blätz: "I flyge ire Minute Über z Schreckhorn"
Roli: "Ig i 15 Sekunde"
Blätz: sieht Roli in dem Moment von der gegenüberliegenden Seite her über den Gipfel fliegen. "Du Schurggehund!" war in dem Moment alles, was er zur Gratulation sagen konnte.
Joey, ein hervorragender Fotograf vergass sich bei diesem seinem zweiten Hobby derart, dass er nach einem Klapper seines Schirmes nicht schnell genug reagierte und nachdem das Tuch abzuspiralen begonnen hatte, den Notschirm ziehen musste. Unvorstellbares Glück im Unglück hatte Jochen, denn von seinem "Landeplatz" an der Ostseite des Schreckhorns konnte er unverletzt mit dem Helikopter abgeholt werden. Es grenzt an ein Wunder, dass er nach der "Landung" nicht weiter abgestürzt war.
Jochen ist sich dessen bewusst und feiert seither immer am 5.8. seinen zweiten Geburtstag.
Nicht sehr rühmlich war diese Aktion im November 1994. Der Wetterbericht hatte eine Warmfront aus Westen für den Nachmittag gemeldet. Der Himmel war bereits bedeckt als wir uns entschieden, mit dem Zug bis Eigergletscher zu fahren und von dort aus einen gemütlichen Gleitflug nach Grindelwald zu unternehmen.
Gegen Mittag kamen wir auf dem Startplatz an. Es herrschte ein leichter Westwind, ideal zum Starten. Noch weit hinter dem Schilthorn waren die dunklen Regenwolken der Front bereits erkennbar, was uns aber noch nicht beunruhigte. Märkel startete als erster mit seinem Challenger C. Problemloser Start, und mit einem Jauchzer abgedreht in Richtung Grindelwald. Jörg mit seinem P40 folgte ihm nach wenigen Minuten.
Nachdem Peter einen Abbruch hatte, startete auch ich. Schon nach wenigen Sekunden tönte Markus's Stimme aus dem Funk: "Flyyget ja nid aha i d's Tal, hie macht's wie ne Moora, bi grad vorhi iigschlage!!!" Also, sofort wieder zu Boden. Jörg landete unsanft bei Alpiglen, ich selber bei der Bergstation vom Fallboden-Lift.
Peter war noch alleine oben beim Startplatz Eigergletscher. Er hatte kein Funkgerät und ich konnte ihn zuerst nicht sehen. Meine Landung hatte er auch nicht mitbekommen. Als ich ihn nach einem Spurt über einige hundert Meter endlich erblickte, zog er gerade den Schirm auf. Meine Zurufe konnte er nicht verstehen und drehte Richtung Grindelwald ab. "Das darf doch nicht wahr sein!!!" dachten wir uns.
Jörg versuchte, ihn wenigstens bei Alpiglen zur Landung zu bewegen, aber auch das gelang nicht. Peter flog, mit geringem Höhenverlust dem Eiger entlang. Sein Flug glich bereits mehr dem eines dürren Blattes im Wind als dem eines Gleitschirmes. Jetzt war der starke Wind auch bei uns oben spürbar. Der weisse Schirm wurde plötzlich nach oben gedrückt, er stieg ständig weiter, zwischendurch verlor er auch wieder ein paar hundert Meter, um gleich wieder gegen 2'500 müM hochgehoben zu werden. Ins Tal hinaus kam er unmöglich mehr, gegen diesen Wind. Uns, seinen drei Zuschauern standen die Haare zu Berge. Schliesslich konnte ihn nur noch Markus sehen und meldete über Funk, dass er ihn in der Region Grosse Scheidegg vermutlich habe zu Boden gehen sehen.
Peter's Odyssee brachte ihn bis östlich der Grossen Scheidegg. Zuerst habe er schon vor der Scheidegg gemeint, landen zu können. Wenige Meter über Boden sei er aber unvermittelt wieder hochgehoben und über die Scheidegg gespült worden. Dort, im Lee, habe es ihn schliesslich in den weichen Schnee gesetzt. Hier wurde er denn auch von einem Offroad-Jeepfahrer mitgenommen und unverletzt ins Tal zurück gebracht.
Gleichzeitig sass übrigens Blätz, Peters Fluglehrer, in einem Jet, der ihn aus den Ferien zurück nach Zürich-Kloten brachte. Wegen des starken Windes habe das Linienflugzeug aber erst nach einigen Warteschleifen die Landeerlaubnis erhalten.
Peter hatte grosses Glück gehabt und wir anderen ein schlechtes Gewissen, weil wir die Front unterschätzt hatten. Die Lehre daraus haben wir jedenfalls bestimmt gezogen: "Lieber eis groue am Bode, als eis groue ir Luft!".
Dichter Nebel und leichter Schneefall empfing uns in Verbier. Genau so wie es uns das halbe Dutzend umfassende Pessimisten vorausgesagt hatten, als sie sich für den Ausflug abmeldeten.Uns Uebriggebliebenen fünf Stück konnte jedoch das miese Wetter den Appetit nach der zweienhalbstündigen Autofahrt nicht nehmen. Unter kundiger Führung von Post-Roli fanden wir Zuflucht in Philippe Bernard (alias Super Max) seinem Restaurant Les Grottes. Nach dem feinem Wild durften wir als Dessert die Abenteuer des Super Max anschauen und natürlich kommentieren. Nachdem uns dann Roli anhand eines Grappaglases das Profil des Trilairs erklärte, hatte Petrus ein Einsehen mit uns. Die Nebeldecke und auch die Stimmung hoben sich unseren Vorstellungen entsprechend.
Nach der kurzen Fahrt auf Les Ruinettes, konnte der erste Neuschneestart gemacht werden. Die Verhältnisse waren ruhig, so dass uns nach ca. zwanzig Minuten die Landung in Le Chable keine Probleme bereitete. Claude Ammann, ein weiterer Gleitschirmpionier, bot uns die Möglichkeiten an, günstig in einem Clubhaus oder in einem Hotel zu nächtigen. Aufgrund des anstrengenden Tages und ev. Abends gaben wir dem Hotel den Vorzug. Fast den ganzen Samstagabend verbrachten wir dann wieder bei Philippe, der uns einiges über und um das Fliegen in Verbier erzählen konnte.
Die Frühaufsteher wurden am Sonntagmorgen von der strahlenden Sonne begrüsst. Nach dem Morgenessen sah man jedoch nicht mehr soviel von ihr, da sich schon die ersten Cumuli auf ca. 2000 m gebildet hatten! Mit dem Schulbus von Claude Ammann wurden wir bis an den Anschlag nach oben transportiert. Wegen dem Schnee und der besonderen Terrassenlage von Verbier, bildeten sich die Wolken nicht an den Hängen, sondern direkt über dem Dorf. So ergab es sich, dass wir oberhalb der Basis starteten. Unter den Wolken angekommen, las ich bis zu 5 m/s Steigen ab. Trotzdem war es so ruhig, dass ich das Vario für die Daheimgebliebenen fotografieren konnte.
Beim zweiten Flug stieg man sogar noch schneller, aber anscheinend bot dieser Ausflug schon soviel, dass z. T. die Hammerthermik nicht mehr ausgenutzt wurde. Das Tüpfli auf dem i war, dass wir, ausser den Flugschülern, die einzigen Flieger in Verbier waren. Schon einmal erlebt?
Auf der Rückfahrt gab es noch Kaffee und Kuchen bei Alice, die damit ihren Teil zum guten Gelingen des Ausfluges beitrug und uns Gelegenheit gab, das erste mal (Zuhause) von Verbier zu schwärmen. Der Ausflug war wie er sein sollte: gemütlich, interessant und mit guten Flügen. Besten Dank an Roli Stauffer für die Organisation und Ursi Kaufmann, Ernst Wüthrich, Thomas Rauthaar für die Teilnahme.
Bohren Ueli, bekannt als Blätz, befand sich in seinen besten Wettkampfjahren. Er hatte gerade wieder eine Medaille nach Hause gebracht und im "Espresso" wurden die neuesten Geschichten ausgetauscht. Dabei fiel Burgener Jürg auf, dass Blätzes Stiefel in einem erbärmlichen Zustand waren. Die vordere Hälfte der Sohle hing herunter und die ursprüngliche Farbe des Leders war nur noch zu erahnen.
Kurzerhand wurde dem amtierenden Schweizermeister ein Stiefel abgenommen und damit eine Sammlung bei den zahlreichen Gästen durchgeführt. "Gewinnt Medaillen, kann sich aber nicht mal ordentliche Schuhe leisten". Das entlockte jedem, wenn nicht gerade Tränen, so doch mindestens ein- oder zwei Franken. Mit dem gesammelten Geld hat sich die ganze Gleitschirmbande zwei-, drei Stiefel gekauft, in der Gepsi, aus Glas, voll Bier!!!
Der Flug von der Glecksteinhütte war zu jener Zeit noch beliebter als heute, wohl auch der noch leichteren Rucksäcke wegen. Fast jede Woche, jeweils Donnerstags, versammelten sich einige Piloten um abends in die Hütte zu marschieren und nach einem kurzen Halt von dort aus mit ihren farbigen Tüchern zurück zu segeln. Dabei wurden manchmal regelrechte Wettrennen gelaufen, so soll Gerber Wali für den Weg vom oberen Lauchbühl zur Hütte bloss eine knappe Stunde benötigt haben und seine Kollegen sollen jeweils nur wenige Minuten nach ihm angekommen sein!
Am 9.9.93 haben sich Post-Roli, Mathyer Franz und Bächler Rene wiederum aufgemacht, von der Glecksteinhütte zu starten. Obwohl der Nebel schon unterhalb der Hütte hing, marschierten die drei bis ans Ziel. Nach einer kleinen Stärkung begab man sich wieder auf den Rückweg. Der Nebel hing bis 100 m unter die Hütte, also oberhalb des oberen Schönbühl. Man ging davon aus, dass sich die Verhältnisse nicht gross ändern würden und entschloss sich, unterhalb des Nebels zu starten.
Bei schönstem Aufwind startete Roli als erster und Bächler Rene folgte ihm mit wenigen Metern Abstand. Die über den Männlichen herannahende Front konnten die Piloten nicht erkennen. Kaum gestartet, sank die Nebeldecke im gleichen Tempo, wie die Flieger mit ihren Schirmen. Beide Piloten flogen über den Gletscher, um dem drückenden Nebel zu entkommen und in der Talmitte Höhe abzubauen. Dadurch genügte aber der Gleitwinkel nicht mehr, um über die Gletscherzunge hinaus zu fliegen. Roli landete unmittelbar beim "Milchbachloch", zu welchem damals noch eine Leiter führte, auf dem Gletscher. Über Funk warnte er Franz, welcher beim Schönbühl noch nicht gestartet war. Aber wo war Rene? Er hatte sonst eigentlich immer ein Funkgerät dabei, aber genau an diesem Abend nicht. Wegen dem Nebel musste auch er eine Gletscherlandung durchführen, lediglich 300 m von Roli entfernt, hatte aber weder geeignete Ausrüstung noch Kontakt zu den Kollegen.
Nach einiger Zeit lichtete sich der Nebel kurz, weil es in Strömen zu regnen begann. Roli querte den Gletscher und gelangte über die Leiter zum Gleckstein-Hüttenweg. Dort traf er auf Franz, der nicht mehr gestartet war und zu Fuss abstieg. Während Rolis Gletscherquerung ging Rene auf dem Eis etwas weiter talwärts. Die hereinbrechende Nacht holte ihn aber ein und er entschied sich, ein Biwak aufzuschlagen. Dies ist eine einfache Angelegenheit, wenn man mit einem Gleitschirm ausgerüstet ist. Darin eingerollt überstand Rene die Nacht recht gut isoliert und erreichte am nächsten Morgen die Zivilisation unbeschadet.
Gar manchmal musste er sich in der Folge wegen seiner Uebernachtung auf dem Gletscher "anzünden" lassen. Tatsächlich erlebte er wohl die ruhigere Nacht als seine Kollegen, welche bis zum Morgen an allen zugänglichen Orten um den oberen Gletscher herum suchten, schrien und keine Antwort erhielten. Die möglichen Landeplätze wurden abgesucht, nirgends ein Zeichen vom Vermissten.
Ein Heli war bereits zum frühmorgendlichen Suchflug gestartet, als die erlösende Nachricht kam, dass Rene wieder heil angekommen sei. Im Morgengrauen hatte er erkennen können, dass er nur unweit des Milchbachlochs uebernachtet hatte.
Schläppi Markus, Bohren Ueli "Blätz", Dubach Urs und Kaufann Daniel "Bisi": Mit verbissenem Ehrgeiz kommt man nur manchmal zum Ziel. Unser Motto war immer: Du hast erst verloren, wenn Du am Boden stehst ! Das haben Markus und Blätz sehr wörtlich genommen.
In Feltre Italien haben sich unter anderen auch Blätz und Schläppi versenkt. Als sie noch 50 Meter über Boden wahren, haben sie nicht etwa noch einen sicheren Landeplatz angepeilt, nein, man versucht Thermik zu fliegen, bis man am Boden steht. So versuchten sie es sogar noch an einem 50 Meter hohem Rebberg und kamen schon bald zu unterst an, wo niergnds mehr ein Quadratmeter Landefläche war. Sie fanden nur noch Eisenstangen von den Rebbergen, dichter Wald und eine Hauptstrasse im Wald. Die beiden gaben die Hoffnung aber nicht auf. Leider hat sich der Kampf nicht ausbezahlt und beide, Blätz und Schläppi, waren immer tiefer.
Nun war klar, eine normale Landung war nicht mehr möglich. Blätz entschied sich für die Reben, flog einen halben Meter über die Stangen und stallte den Schirm zwischen den Stangen runter, damit er nicht von den Stangen aufgespiesst wurde. Märkel, der noch ein paar Meter höher war hat zugeschaut und dachte, "nein" und versuchte sein Glück auf der Hauptstrasse bei dichtem Verkehr. Er flog zwischen den Bäumen der Strasse entlang, zappelte wie verrückt als er gegen die entgegen kommenden Autos flog, so dass die Autofahrer die anbahnende Notlandung möglichst sehen und bremsen.
Die beiden Landungen verliefen ohne Kratzer.
Wetterstation Grindelwald-First
Schreckfeld, Grindelwald First
Letzter Post: 16-Oct-2024
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