X-Alps News Nr. 6 (7. Juli 2017): Das Duell
Ich konzentriere mich ganz auf den heutigen Tag und dort ausschliesslich auf den Spitzenkampf Maurer / Petiot, um dieser wichtigen Phase etwas mehr Raum zu geben als sonst üblich. Ich beschränke mich dafür auf die mir zur Verfügung stehenden Daten Track, Wetterdaten und einzelne Webcams, also auf eine reine Aussensicht, quasi aus der Marsperspektive.
Petiot ist zu Fuss nicht Chrigel gefolgt, sondern hat sich bemüht, zeitgleich einen günstigen Startplatz zu finden. Das hat funktioniert. Es gibt einen wichtigen Punkt am Monte Castello, wo sich die beiden Tracks kreuzen. Der nachfolgende Petiot hat hier einen guten Schlauch und damit alle Optionen offen. Er entscheidet sich mit einer 10 Km langen Querung, tendenziell gegen den Wind, das östliche Ende der Bergamasker Alpen anzusteuern. Er kommt dort auf ca. 1800 m unter einem 2100 m hohen Südosteck an.
Maurer kann etwas früher an dieser Stelle kein Höhe machen und bleibt klar unterhalb der Krete. Er folgt bei schwacher Thermik dem Val di Fumo aufwärts. Dort gibt es ostexponiert eine birnenartige Geländeform wie aus dem Lehrbuch für eine Thermikquelle. Hier kann er die nötige Höhe für die Gratquerug tanken.
Wir haben eine Nordwestlage. Die Wolken breiten sich über den Südseiten aus und wachsen kaum in die Höhe. Im Oberland machen wir die Erfahrung, dass die Thermikmodelle Gebirgsüberströmungen zu wenig abbilden, leeseits zu gute Werte prognostizieren. Effektiv ist die Thermik auch schwach. Chrigel quert die Ausläufer der mächtigen Adamellogruppe. Sie sind gegen 3000 m hoch und bieten windabgewandt felsige Südwestseiten über Hochtälern. Mit zwei 5 Km Querungen kommt man in den Schutz des Monte Masuccio. Mauerer kommt hier mit gut 2000 m an einer leichten Gratmodulierung mit davorliegnder Kesselform an.
Petiot kann keine Höhe machen und kommt am folgenden Ostausläufer nur noch bis ca. 1700 m hoch. Er quert trotzdem das Val Cortenso, kommt in etwa 1300 m an, findet keine Thermik und muss landen. Zwischenzeitlich hat er die Rangliste sogar einmal kurz angeführt, aber natürlich nicht wirklich, nur weil Maurer in die Linie investierte und damit auf der Projektion nicht mehr vorwärts kam.
Maurer kann die Posciavoquerung und Fontanquerung mit windwärts gerichteter Linieninvestition erfolgreich gestalten. Dann verliert er Richtung Sondrio immer mehr an Höhe und entschliesst sich zur Landung auf 1500 m und dem Aufstieg auf 2300m. In dieser Zeit scheint sich das Thermikregime zu bessern, man ist über dem unmittelbaren Talhang und das Relief bietet hier vielfältigere Formen an. Maurer kommt nun recht gut voran, kann die Graten weitgehend halten und darum auch noch die Querung nördlich des Comersees anhängen.
Petiot kommt nach seinem Aufstieg auf 2100 m an dem Nordhang nicht mehr richtig weg und landet wider. Am Schluss resultiert eine Differenz von 70 Km. Der Marsmensch kann nie ganz sicher beurteilen, ob eine Differenz auf Grund der Leistung oder schlicht des Wettkampfglücks zustande kam. Er orientiert sich gezwungenermassen an den Zahlen. Urs Dubach findet, dass Petiot bisher der beste Kontrahent von Chrigel seit Alex Hofer war. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Grindelwald, 6. Juli 2017, 20.00 h, Urs Dubach
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