X-Alps News Nr. 20 (17. Juli 2017): Interview Roger Fischer
Roger Fischer war Teil des X-Alps Team Maurer, aber nicht mit Ihm unterwegs. Von Grindelwald aus unterstützte er Chrigel via Internet.
Jungfrau-Tächi befragte Ihn zu seiner Rolle
Jungfrau-Taechi: Roger, natürlich auch Dir herzliche Gratulation.
Roger: Danke, aber mein Beitrag zu diesem Erfolg von Chrigel war wohl doch sehr bescheiden im Vergleich zu seiner Leistung. Einmal mehr hat mich Chrigel mit seinen Flügen sowie mit seiner Leistung am Boden beeindruckt.
Jungfrau-Taechi: Du hast Chrigel am PC unterstützt. Was war genau Deine Rolle im Team
Roger: Ich stand ihm von zu Hause aus vor allem für Navigation und Routenberechnungen zur Verfügung und lieferte ihm jeweils die neusten Wetterdaten. Aber ich konnte auch bei taktischen und strategischen Fragen mitdiskutieren. Ich versuchte einfach ihm die gewünschten Informationen zur Verfügung zu stellen und ihm jene Arbeit abzunehmen, die sich im Büro besser verrichten lässt, als irgendwo unterwegs im Stress, mit einem Smartphone und evtl. noch schlechter Internetverbindung.
Jungfrau-Taechi: Kannst Du uns ein konkretes Beispiel geben, wie das konkret ablief? Bei welcher Gelegenheit hast Du Deiner Meinung nach den wesentlichsten Beitrag leisten können?
Roger: Es gab Situationen, als Chrigel am Tag plötzlich landen musste. Da hinterliess er mir in unserem Chat noch in der Luft eine Sprachnachricht. Daraufhin konnte ich mittels Online-Karten und Google Earth einen neuen Startplatz suchen. So hatte er schliesslich nicht mal den Schirm zusammengelegt, konnte ich ihm bereits die Route als GPS-Track aufs Handy senden, mit einem Google Earth-Screen-shot vom Startplatz. So konnte er also bereits 5 Minuten nach der Landung bereits wieder losmarschieren, ohne langes Kartenstudium und hatte bereits einen ersten Eindruck vom nächsten Startplatz. Am Abend ging es jeweils darum, ihm Trackvorschläge zu liefern, wie er am besten läuft, so dass er bei Thermikbeginn an einem idealen Startplatz ist.
Jungfrau-Taechi: Wie bist Du eigentlich zu diesem Job gekommen? Wurdest Du angefragt oder hast Du die Zusammenarbeit vorgeschlagen?
Anlässlich des letzten Clubessens hatte ich ein paar Fragen an Chrigel betreffend einem Buchprojekt von mir. Dabei hat Chrigel offensichtlich schnell erkannt, dass ich mich mit Kartenprogrammen und Navigation auskenne und er fragte mich noch an diesem Abend, ob ich mir vorstellen könne, ihn beim diesjährigen X-Alps zu unterstützen. Einerseits fühlte ich mich sehr geehrt und wäre voll motiviert gewesen, anderseits, sagte ich ihm, dass ich nicht 10-14 Tage freinehmen kann für diese ehrenamtliche Arbeit. Im April fragte mich dann Chrigel nochmals an und sagte, dass er noch jemand anders gefragt habe und wir uns die Arbeit aufteilen können. Dies war Beat Lüthi, ein Segelfluglehrer aus Interlaken, der fast die ganzen Alpen wie seine Hosentasche kennt.
Chrigel brauchte die Infos nicht nur am Feierabend. Wie hast Du Deinen Einsatz mit der Arbeit vereinbart?
Roger: Ja genau, ich musste natürlich auch noch meinen Arbeitgeber fragen. Grundsätzlich konnte ich ja den ganzen Tag arbeiten. Aber es gab Situationen, bei denen ich die Arbeit sofort liegen lassen musste, um mich voll auf Chrigel zu konzentrieren. Mein neuer Arbeitgeber, die Raiffeisenbank Jungfrau, hat mich dabei sehr unterstützt und mir diese Erlaubnis dazu erteilt. Ja, es führte gar noch weiter… Im Pausenraum lief während dem ganzen X-Alps das Live-Tracking auf einem Big-Screen und fast die ganze Belegschaft, auch jene, die vom X-Alps davor noch nie was gehört haben, verfolgten plötzlich in einer Euphorie tags und nachts das Rennen. Sie fragten mich immer wieder nach Chrigels aktuellen Plänen und Strategien. Ein Arbeitskollege (kein Gleitschirmpilot) reiste sogar noch auf den Trockenen Steg, um Chrigel am Wochenende live zu sehen… Einmal kamen ein paar Arbeitskollegen besorgt aus dem Pausenraum und sagten, dass Chrigel sich nicht mehr weiterbewege. In diesem Moment rief mich Tobi Dimmler an und sagte, dass der Weg nicht weitergehe und ob ich ihnen eine neue Route berechnen könne. 4 Minuten später hatte sie meinen Routenvorschlag erhalten und Chrigel’s Symbol bewegte sich auf dem Live-Tracking wieder vorwärts.
Roger, herzlichen Dank für das Gespräch
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