X-Alps 2017: Vorschau
Start des eigentlichen X-Alps Abenteurs ist am 2. Juli 2017. Ab 2. Juli findest du hier auf unserer Webseite die Tageskommentare von Urs Dubach.
Anquetil, Merx, Hinault, Indurain: Nein, das sind natürlich nicht die Favoriten des diesjährigen X-Alps. Aber sie haben alle die verflixte Tour de France 5 Mal gewonnen. Um zu ihnen in den Olymp aufzusteigen fehlt unserem Adler also noch ein Sieg. „Chrigel or not Chrigel“ ist auch 2017 die alles überstrahlende Fragestellung.Die Gründe warum er gewinnen wird sind bekannt, immer noch gültig und vom vielen Repetieren langsam langweilig. Fragen wir uns also warum er diesmal nicht gewinnen sollte.
Nicht nur für Frauen ist das Alter ein heikles Thema, auch Sportler befassen sich ungerne damit. Mit 35 Jahren gibt es in unserem automatisierten Prognosewerkzeug bereits Abzüge. Die Statistik zeigt, dass ein höheres Alter zwar nicht vor guten Platzierungen schützt, die Luft ganz auf dem Podium aber deutlich dünner wird. Ich glaube übrigens, dass das weniger mit körperlicher Leistungsfähigkeit, als mit der Einstellung zu Werten und Gefahren zu tun hat. Chrigel ist noch im Saft und keineswegs der älteste Teilnehmer: Es gibt bezüglich Alter also nur kleine Punktabzüge.
Verwandt mit dem Alter ist die Routine. Auch bei ihr ist es wie mit dem Wein: Der wird immer besser, erreicht einen Höhepunkt, bliebt weiter trinkbar und kippt irgendwann. Chrigel hat einen unerhörten Erfahrungsschatz. Aber auch er muss sich zum fünften Mal motivieren, fokussieren. Er ist einer der wenigen wirklichen Profis und das X-Alps sein grösstes Schaufenster: das kann auch eine Belastung sein. Chrigel ist weit weg vom „Kippen“ aber die selbe Konzentration für jedem Moment aufzubringen wie beim ersten Mal wird auch für ihn nicht einfach sein.
Das X-Alps ist offiziell ein Mannschaftswettkampf. Und keine Supporterleistung wurde je so hervorgehoben wie die von Thomas Theurillat. Der Wechsel zu Tobias Dimmler könnte also Fragen aufwerfen. Bleiben wir aber für einmal am Boden: Erstens hat Chrigel hat für die Vorbereitung genug Wissen angesammelt, zweitens haben die beiden zusammen bereits erfolgreich das X-Pyr, die kleinere Pyrenäenausgabe des X-Alps bestritten und drittens wird Tobias wegen dem langen Schatten den Thomas geworfen hat die Aufgabe sehr konzentriert und bestens vorbreitet angehen. Vielleicht kann gerade die neue Teambildung der oben erwähnten Routinegefahr entgegenwirken.
Bleiben Wind, Wetter, Strecke und die Gegner. Bisher gab es oft Chrigel-Wetter: Viel Wind aber fliegbar. Beruhigen mag ihn, dass auch bei der Schelchtwetterausgabe 2007 am Schluss der beste Flieger, nämlich Alex Hofer oben aus schwang. Unwahrscheinlich, dass es zwischen Salzburg und Monaco 2 Wochen einfach nur regnet.
Die Strecke kommt im ersten Teil etwas vom Pfad der Tugend, die da heisst einfache einleuchtende Idee ab und beschert uns einen Abstecher nach Slowenien und zurück an den Chiemsee ohne Fortschritt in Richtung Monaco; quasi ein Prolog mit Aubisque und Tourmalet. Wir Schweizer sind nur mit dem Matterhorn vertreten, sonst führt die direkte Linie weitgehend durch Italien. Wegen der berüchtigten Stabilität im Piemont dürften wenigstes die Franzosen aber den einen oder anderen Flieger zu Gesicht bekommen. Auf Grund der Kurssetzung Durogati oder einen österreicher Alpencrössler bevorteilt zu sehen glaube ich aber nicht. Womit wir bei den übrigen Teilnehmenden wären.
Es fällt auf, dass die 17 Besten der Rangliste 2015 geschlossen am Start erscheinen. Dazu kommen 4 weitere Teilnehmer der letzten und 3 aus früheren Ausgaben. Nur 8 Athleten sind Neulinge, oft frühere Supporter. Leider gibt’s bei den Frauen einen totalen Rückschritt. Nach der Premiere 2015 haben wir heuer wieder einen reinen Männerklub.
Sebastian Gruber (D) und Paul Guschelbauer (A) standen 2015 auf dem Podest und dürften auch wieder ernsthafte Konkurrenten werden. Die Franzosen, angeführt von Antoine Girard sind im Prinzip natürlich wieder stark. Aber entweder beschliessen sie das Rennen diesmal schon in Salzburg zu beginnen oder beten für Wetterbedingungen die doch noch eine vernünftige Wegstrecke daheim in Frankreich zulassen. Sonst sehe ich eher schwarz als bleu.
Herr Durogati (I) ist immer Favorit. Er ist gut, nun erfahren, im besten Alter und hat beim X-Pyr eine weitere Niederlage gegen Chrigel eigefahren. Wenn die lichten Momente die Blackouts übertreffen ist das Podium möglich. Allen anderen 2015 gut platzierten Piloten sind Aussenseiterchancen einzuräumen. Das gilt beschränkt für die Rookies. Angesichts des Teilnehmerfeldes dürften sie es schwer haben. Die eine oder andere gute Platzierung wird es geben, ein Podiumsplatz auf Anhieb wäre aber eine dicke Überraschung.
Womit wir bei der Schweiz wären. Dieses Jahr stellen wir nur zwei Teams. Der Abenteurer Krischa Berlinger hat beeindruckende Flugtouren vor allem in Zentralasien hinter sich. Als Schweizer ist man statistisch gesehen ja schon fast auf dem Podium. Krischa muss aber auch eine andere Seite der Statistik Lügen strafen. Sie besagt, dass es für das X-Alps wichtiger ist von einem gepflegten bahnerschlossenen Startplatz aus einen klassischen Wettkampf gewonnen als den Gleitschirm quer durch Grönland getragen zu haben. Möge er uns eines Besseren belehren.
Fazit für Chrigel: gleiche Gegner, zwei Jahre älter. Normal reicht das für die Konkurrenz nicht. Aber was ist beim X-Alps schon normal.
Text: Urs Dubach
Alle Infos www.redbullxalps.com
Team Schweiz 1 Chrigel Maurer / Tobias Dimmler www.chrigelmaurer.ch
Team Schweiz 2 Krischa Berlinger / Benjamin Jordan http://teamswisscheese.com
Ab 2. Juli folgt auf unserer Webseite http://www.jungfrau-taechi.ch der etwas andere Tageskommentar von Urs Dubach
Fotos: Bruno Petroni
Wetterstation Grindelwald-First
Schreckfeld, Grindelwald First
Letzter Post: 16-Oct-2024
Regeln Fluggebiet Lauterbrunnen
Daily Airspace Bulletin Switzerland
Entdecke das Fluggebiet Jungfrau
Tandemflüge Paragliding Jungfrau