X-Alps News Nr. 4 (19. Juni: Ein Abenteuer? - Ein Rennen!)
Viele werden mit meinem heutigen Artikel nicht einverstanden sein - das ist ihr gutes Recht. Auch Chrigel Maurer sieht es vielleicht anders – aber er hat sowieso keine Zeit meinen Blog zu lesen. Das X-Alps ist für mich nicht eine Abenteuerveranstaltung sondern in erster Linie ein grossartiges klassisches Rennen. Wenn es noch einen Beleg dazu gebraucht hätte, dann haben ihn der Beginn der Ausgabe 2019 und vor allem der heutige Tag geliefert. Entlang einer immer länger werdenden Kette, gelegentlich zu kleinen Pulks verdichtet, kämpfen Athleten und Athletinnen um Höhenmeter, Terraingewinn und Plätze; um den Sieg, das Podium oder gegen das Ausscheiden. Kleine Fehler und Geschwindigkeitsdifferenzen summieren sich schliesslich zu dreistelligen Kilometerabständen. Die Superflieger sind vorne, die guten in der Mitte, die Amateure am Schluss.
Die heutige Spitzenleistung von Chrigel Maure, 500 m vor der Gemeindegrenze von Grindelwald, in Zahlen: Total 309 km, 34 Km (5.6 h) laufen, 270 Km (6.8 h) fliegen. Sein momentan einziger ernsthafter Konkurrent Maxime Pinot (F): Total 376 km, 40 Km (6.8 h) laufen, 232 Km (6.3 h) fliegen. Genau um diese Zahlen geht es am heutigen Tag in erster Linie, alles andere ist Beilage. 523 beziehungsweise 564 Km sind es bis ins Ziel. 40 Kilometer sind an und für sich nicht so viel. Aber zwischen den beiden Protagonisten steht der Tilis, von Chrigel elegant fliegerisch bezwungen, morgen wohl nur zu erlaufen. Ein bisschen träumen dürfen wir aber noch, vom grossen Showdown in Frankreich. Wenn Pinot wie jeweils alle Franzosen die Zurückhaltung ablegen wird, nicht mehr einfach folgt, nicht mehr zögert wie im Pinzgau, sondern voller Selbstvertrauen angreift. Aber dazu darf er den Rückstand nicht allzu viel anwachsen lassen. Und das wird morgen, bei eher schlechten Wetterbedingungen schwierig. Chrigel wird morgen von einem höheren Punkt aus den Eigertrail und damit den 1500 m Radius zum Gipfel ansteuern und danach je nach Wetterbedingungen zu einem mehr oder weniger mühsamen Passhüpfen ansetzen. Pinot muss vor dem Titlis noch den Surenenpass erklimmen. Aber noch ist es, auch um den Sieg, ein packendes Rennen.
Vielleicht findet das heutige Abenteuer sowieso nicht mehr da draussen statt, wo wir es, mit unserem ewigen Blick zurück, suchen. Allenfalls ist es eher in einem Laboratorium in Pasadena oder einer kleiner Nähwerkstatt in Bangladesh zuhause. Das macht mich nicht traurig, denn ich liebe den Sport, Rennen, und die schönen Errungenschaften der modernen Welt wie beispielsweise das X-Alps.
P.S. Rodolphe Akl aus dem Libanon ist leider nicht mehr dabei. Für ihn war das X-Alps sicher ein Abenteuer.
Urs Dubach/Jungfrau-Tächi Grindelwald, Grindelwald 19.6.2019, 22.30 h
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